Die Bahnhöfe in Rodheim und Nieder-Rosbach sollen auf Wunsch des Stadtparlamentes neugestaltet werden. Doch was geschieht mit den bunten Graffiti, die junge Menschen gemalt habe, insbesondere dem Bild zum Gedenken an eine tödlich verunfallte junge Frau?
Im Bahnhof in Rodheim fährt gerade ein Zug ab. Unwirtlich ist das Ambiente, nicht nur wegen der Witterung. Eine Frau steht auf dem Bahnsteig und zieht eine Fahrkarte am Automaten. „Unschön“, erwidert sie, nach ihrer Meinung zum optischen Eindruck des Bahnhofareals gefragt, das auf einen Antrag der Fraktion Stimme neugestaltet werden soll. Zweifelnd schaut sie auf die Graffiti, mit denen das Haus über und über bedeckt ist: „Es wird Zeit, dass hier etwas passiert.“
Andererseits, räumt die Bürgerin ein, „in einem Teil des Gebäudes ist auch das Jugendzentrum. Dazu passen die Bilder teilweise“. Stimme-Fraktionsvorsitzender Dieter Kurth schildert, wie die Idee des Antrags zur Neugestaltung entstand, den das Parlament neulich mehrheitlich verabschiedete. „Wir haben eine Ortsbegehung gemacht und uns angeschaut, welche Ecken man verschönern könnte.“ Denn im Doppelhaushalt sei auf Antrag seiner Fraktion Geld fürs Aufpolieren des Stadtbildes eingestellt worden.
Putz bröckelt
„Der Bahnhof ist kein einladender Ort. Es ist abstoßend für die, die in Rodheim ankommen“, meint Kurth. Die Rampe sei früher dafür dagewesen, Zuckerrüben aus Rosbach und Umgebung abzufahren. „Seither ist diese Rampe da, nutzlos, der Putz bröckelt ab, und obendrauf wächst Unkraut.“ Im Parlament hatte Hans-Peter Rathjens von der SPD beantragt, auch den Bahnhof Nieder-Rosbach in die Neugestaltungspläne einzubeziehen, ein Vorschlag, dem sich das Hohe Haus anschloss.
Kurth hat kein Problem damit, auch wenn „Nieder-Rosbach in Schuss ist, aber das Gelände, das sich hinten anschließt, bedarf auch einer Verschönerung“. Sozialdemokrat Fabian Hassebrock hatte sich bei der Abstimmung im Parlament enthalten. Denn er hatte auf ein Gedenk-Graffito an einer der Bahnhofswände hingewiesen und wollte dessen Erhalt sicherstellen, worüber das Parlament allerdings nicht sprach. Im Gespräch mit der FNP erläutert der 20-Jährige: „Eine junge Frau aus Florstadt ist im Jahr 2015 an ihrem 20. Geburtstag in Rodheim tödlich verunfallt, es war eine bittere Geschichte.“
Unangetastet lassen
Ihre Freunde hätten in Abstimmung mit der Stadtverwaltung etwas Buntes, Moderne zu ihrem Gedenken schaffen wollen, so, wie die Jugend eben sei. „Es soll aussagen, dass der Mensch in unseren Gedanken dabeibleibt.“ Junge Menschen würden nicht verstehen, wenn das Graffito wegkäme. „Es ist nicht nur ein Strich. Da gibt es auch Regeln, unter Leuten, die malen oder Menschen, die erkennen, worum es geht – dass man da nicht reinmalt. Das Bild ist unangetastet geblieben.“ Die anderen Wände im Bahnhof Rodheim seien teilweise nicht so schön. „Es gibt Leute, die finden das schlimm, das akzeptiere ich.“
Es sei ein emotionales Thema, weshalb der SPD-Vertreter das Thema in der Fraktion noch mal besprechen will. Stimme-Politiker Kurth kann dem Einwand von Hassebrock folgen. „Das Bild kann aus meiner Sicht bleiben, das würde ich auch nicht wegnehmen wollen.“ Die anderen Graffiti müsse man sich anschauen. „Man muss mit den Jugendlichen reden: ’Auf was legt ihr Wert, was wollt ihr behalten?’ Wenn die Jugendlichen sich da einbringen wollen, gerne.“
Artikel: http://www.fnp.de/lokales/wetterau/Junger-Sozialdemokrat-plaediert-fuer-Erhalt-von- Gedenk-Graffito;art677,2928308 © 2018 Frankfurter Neue Presse